Wow, damit hätten wir nicht gerechnet. Von einem Tag auf den anderen, mehr oder weniger, aus dem (Alltags-)Leben gerissen zu werden. Ein Beben ging durch uns selbst und in so manchen Beziehungen folgt dazu noch ein heftiges Nachbeben. Lassen wir die letzten Wochen Revue passieren und schauen, welcher Schmerz in Beziehung und Sexualität auf einmal offen liegen kann.
Von der Corona-Krise zum Schmerz, der sich in Beziehung und Sexualität zeigen kann
Corona hat uns fest im Griff. Die Straßen leer gefegt. So manches Regal im Supermarkt ebenfalls. Wer hätte gedacht, dass Klopapier einmal zur Mangelware mutieren würde. Und wir eine soziale Durststrecker dieses Ausmaßes erleben würden. Aber fangen wir am Anfang an.
Mit einer kleinen Retrospektive – oder: Wie ich die Welt zu diesem Zeitpunkt wahrnahm:
Reisen wir zurück in die Zeit:
Woche 1: Ausnahmezustand
Es scheint, als hätte sich ein Schleier der Stille über die Stadt und über uns gelegt. Die Welt (zumindest die österreichische) hält den Atem an. Ist wachsam, achtsam. Die Fernseher laufen heiß. Im Grunde weiß niemand genau was er tut. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, Frauen wie Männer, Eltern wie Kinder – alle im Ausnahmezustand. Homeoffice, Homeschooling, Hamsterkäufe… haben uns fest im Griff. Wir gehen in den Anpassungs-Modus und sind eigentlich ganz erfreut, dass es besser funktioniert, als gedacht.
Mit dem Resümee:
Die Woche war ganz spannend, so völlig Out-of-the-box. Eine neue Ordnung musste her. Und wir sind am besten Weg sie uns zu schaffen.
Für unsere Beziehung und unsere Sexualität gilt:
Noch bekommen wir nicht viel mit. Der Fokus liegt im Außen. Im Umsetzen der neuen Herausforderungen, was viel Energie kostet. Womit keine Energie bleibt, um auf die „aktuelle Lage“ unserer Beziehungen und unserer Sexualität zu achten.
Woche 2: Ein Aufatmen geht durch die Stadt
Erste Erleichterung macht sich breit. Wir schaffen das eigentlich ganz gut. Es ist immer noch still und wir sind mehr denn je am Beobachten. Am Beobachten der Welt, unserer Stadt und der täglichen Entwicklungen. Hilfsbereitschaft ist angesagt. Ein Solidaritätsgefühl greift um sich. Massenweise wird – vom Chorsingen für Pensionisten bis zum Englisch-Kurs für 5-jährige – alles auf Online-Kurse umgestellt. An Skype und Zoom kommt niemand mehr vorbei. Und gratis Online-Angebote gibt´s auf einmal wie Sand am Meer.
Mit dem Resümee:
So mancher gewinnt den Eindruck: „Wow, die Corona-Krise wird uns etwas bringen. Mensch wird umdenken. Schlussendlich wird es ein Geschenk für uns sein.“.
Für unsere Beziehung und unsere Sexualität gilt (immer noch):
Im Stillen schlummert die Hoffnung, dass wir uns in der Zeit wieder aktiver gegenseitig widmen können. Es uns – als Paar – irgendwie gut tun wird. Wir sind jedoch nach wie vor viel zu beschäftigt, uns tatsächlich der „aktuellen Lage“ unserer eigenen Beziehung und der Sexualität zu widmen.
Woche 3: Die Reizüberflutung beginnt
Frauen ächzen vermehrt unter ihrer nun mindestens 3-fach Belastung (Homeoffice, Homeschooling, Haushalt). Menschen registrieren frustriert, dass sie in Kurzarbeit geschickt oder gekündigt werden. Online-Kurs-Anbieter wundern sich, warum nicht gekauft wird… dass die Menschen von der Vielzahl an Angeboten völlig reizüberflutet sind und gar keine Zeit haben, daran denken wenige. Existenzängste und Verunsicherung machen sich langsam breit. Die ersten Diskussionen beginnen, ob die Entscheidungen der Regierung richtig waren.
Mit dem Resümee:
Auf gut Wienerisch: Das Gezicke geht wieder los! Frustration macht sich breit. Und die Frage kommt auf: „Wo bleibt sie nun, die kürzlich noch so positiv empfundene Solidarität?“.
Für unsere Beziehung und unsere Sexualität gilt:
Der Fokus geht nun langsam auf uns selbst zurück! Und da spielen seit Woche 3 die Emotionen Flipper.
Die Einen schwelgen im Glück, weil ihnen die gemeinsame Zeit so gut tut. Die Anderen stehen kurz vor der Resignation. Das Nörgeln am Partner/der Partnerin nimmt zu. Gegenseitiges Unverständnis steigt. Und, durch unsere „verordnete Nähe“ wird uns langsam und schmerzhaft bewusst, dass hier so einiges in unserer Beziehung und auch in unserer Sexualität schiefliegt.
Und hier hacken wir ein! Was ist denn da genau passiert? Was hat den Schmerz in Beziehung und Sexualität offen gelegt?
Sprengstoff-Falle: Social Distancing
Von jetzt auf gleich waren wir in unserem freien Leben eingeschränkt. Und dieser (Freiheits)Entzug setzt uns in permanent, unterschwelligen Stress. Die sozialen Kontakte mit Familie und Freunden fehlen uns. Ja, wir sind schließlich Herdentiere und auf einmal von „unserer Herde“ getrennt. Und wer „von der Herde getrennt ist“ steht unter Lebensgefahr, suggeriert uns zumindest bis heute unser Gehirn.
Für unser Wohlbefinden wäre es nun also zumindest förderlich, unseren begehrten und geliebten Freizeitaktivitäten nachzukommen:
- Der Fußballabende oder die Kinobesuche mit den Freund*innen.
- Das regelmäßige Abschlussbier im Lieblings-Pub oder das romantische Dinner.
- Das Training im Fitnessstudio oder das Konzert im Stadion.
Alles Aktivitäten, die wir für unseren Genuss, unsere Psychohygiene, für Ablenkung oder zum Stress-Abbau brauchen. Doch auch die haben sich durch Social Distancing in Staub aufgelöst.
Die innere Harmonie schwankt dramatisch und wir wissen nicht wohin mit uns, unseren aufgestauten Energien und unserem inneren Stress.
Öl in´s Feuer: Bei Paaren, deren Beziehung und/oder Sexualität in Schieflage ist
Bei Ihnen haben die vollen Terminkalender und die vielseitigen Freizeitaktivitäten noch eine zusätzliche Aufgabe:
- Sie führen uns von zuhause weg.
- Erfüllen die Aufgabe von Kompensation.
- Und hält uns damit davon ab, nicht allzu viel daran zu denken, in welch „toter Hose“ wir zuhause stecken – emotional und sexuell.
Mitunter auch ein Grund, weshalb die häusliche Gewalt so drastisch zugenommen hat.
„Verordnete Nähe“: Was für eine Gefahr steckt da drin und welchen Schmerz in Beziehung und Sexualität deckt sie auf?
Paare die happy sind, bleiben es meist auch.
Ja, es gibt sie, die Menschen, bei denen die „verordnetet Nähe“ ganz wundervolle Glücksmomente erzeugt. Manche haben sich frisch verliebt und schwelgen – trotz Distanz – im 7. Himmel. Bei anderen gibt es Heiratsanträge. Die ersten „Corona-Hochzeiten“ haben stattgefunden und – die Romantiker unter uns – prophezeien einen Baby-Boom in 9 Monaten.
Paare mit Frust in der Beziehung, werden schlagartig auf sich selbst zurückgeworfen.
Keine Regulierungs-Aktivitäten mehr setzen zu können, macht es schwieriger wegzuschauen. Die Kälte wird uns bewusst, in der wir vor uns hinvegetieren. Die zumindest in unserem Schlafzimmer stattfindet. Die Entfremdung steht uns direkt vor Augen, die schon lange stattfindet, der wir bisher aber keinen allzu interessierten Blick geschenkt haben. Die Lebensgemeinschaft entpuppt sich als Wohngemeinschaft. Und die Ehe, als trostloses Abbild dessen, wovon wir bei der Hochzeit geträumt haben.
Denn auf einmal rinnt uns die Erkenntnis wie Gänsehaut über den Körper, dass uns schon ewig lange etwas fehlt:
- Das Gefühl: Angenommen und geliebt zu sein (nicht nur funktionieren zu sollen).
- Das Gefühl eine begehrte Frau, ein begehrter Mann zu sein.
- Zärtlichkeit, Nähe und gelebte Sexualität, die uns das Blut durch die Adern rauschen lässt und uns zeigt, dass wir am Leben sind.
Viel zu lange wurde weggeschaut und verdrängt. Sodass der ein oder die andere vielleicht noch ganz andere Wege gegangen ist, um zu „kompensieren“. Und selbst das ist aktuell nicht mehr möglich:
- Ihm fehlt der Flirt mit der Arbeitskollegin, der ihm mit einem wunderbaren Prickeln den Tag versüßt und womit er sich über die Lieblosigkeit in seiner Ehe hinwegtröstet.
- Ihr fehlt ihre heimliche Affäre, die sie spüren lässt, dass sie eine Frau ist und vergessen lässt, dass zuhause schon lange nichts mehr läuft.
Und nun sitzen wir gemeinsam – in „verordneter Nähe“ – zuhause und wissen nicht, wie wir mit den ganzen angestauten Emotionen umgehen sollen, die wir einfach nicht mehr mit anderen Dingen ausgleichen können. Und der Frust steigt!
Das Zick-Zack-Ablenkungsmanöver in Beziehung und Sexualität
Es ist fast niederschmetternd, wenn einem bewusst wird, wie sich die Tage – oder besser Abende – zuhause gestalten.
- Man hat sich wenig bis nichts zu sagen.
- Beide hängen hinter ihren Handys und sind in den eigenen Welten abgetaucht.
- Es gibt keinen Kuss und keine Umarmung mehr, um ja nicht Nein zur gemeinsamen Sexualität sagen zu müssen.
- Eine*r geht zeitig schlafen und der/die Andere lässt sich extra lange Zeit, um sich bloß nicht mehr wach im Bett zu begegnen.
Es kann ziemlich schmerzhaft sein, drauf zu kommen, wie emotional abgestumpft man ist. Und man kann es fast mit der Angst zu tun bekommen, wenn man sich – nun notgedrungen – eingestehen muss, dass es so, definitiv nicht weitergehen kann. Viel zu trostlos, der aktuelle Zustand.
Doch es gibt bei so vielen Paaren noch Liebe.
Tiefe Gefühle und Zusammengehörigkeit. Es gibt so vieles, um dass es sich zu kämpfen lohnt. Nur wie sollen sie aus dieser „Sackgasse“ aus emotionaler Distanz und dem Schweigen darüber, was zu dieser Distanz geführt hat, hinaus kommen. Wie schaffen sie es, sich DAS zurückzuholen, was ihnen fehlt, um eben nicht mehr „andere Wege“ dafür gehen zu müssen. Um wieder in´s Gespräch zu kommen. Und damit grundlegend etwas zu verändern?
Corono-Krise und die Chance auf Veränderung
Und hier haben wir jetzt den Punkt, an dem wir nicht vorbeigehen, sondern ihn unbedingt nutzen sollten: Die Krise als Chance – um seine tiefste Sehnsucht zu stillen!
Das Endzeit-Szenario nutzen
Ja, die Corona-Krise hat etwas von Endzeit-Szenario! Alles ist anders als normal. Die Stille über der Stadt ist unwirklich. Wie die „Neue Normalität“ wird, wissen wir noch nicht. Unsicherheit über Unsicherheit. Doch – wie wir es aus Filmen kennen – sorgen Endzeit-Szenarien immer für Veränderung:
- Einem schmerzlichen Impuls, der einem vor Augen führt, dass man in einer Sackgasse steckt.
- Folgt der dringende Entschluss, hier einen Ausweg zu finden. Denn für diesen Zustand: Ist man einfach zu jung! Und dass in jedem Alter!
- Und dabei muss man sich manchmal von etwas trennen! Nicht unbedingt vom Partner/der Partnerin. Sondern von alten, eingefahrenen Mustern und Herangehensweisen, die einen den Weg zum Neuen verstellen.
Lass und also nun den Blick auf den Ausweg werfen! Den Blick darauf, wie du aus der Krise – deine tiefste Sehnsucht stillen kannst!
Aus der Krise – deine tiefste Sehnsucht stillen
Wie habe ich oben geschrieben? So mancher denkt, dass die Corona-Krise ein Geschenk für uns werden könnte?!
Für all jene, die sich in den vorigen Zeilen wiedergefunden haben, gilt: Ja, ihr könnt aus der „Corona-Krise“ ein Geschenk für euch machen! Und zwar: Wenn ihr den Schmerz in Beziehung und Sexualität nehmt, all das, was ihr gerade fühlt und vermisst, bündelt und die geballte Kraft eurer Endzeit-Szenario-Stimmung nutzt:
- Um Veränderung rein zu bringen.
- Eine neue Lebendigkeit in der Beziehung zu schaffen.
- Für mehr Verständnis, Nähe und wieder gelebte Sexualität.
Für alle, die hier „JA“ sagen, folgen 5 Tipps, wie ihr – in Eigenregie – aus der Corona-Krise ein Geschenk machen könnt!
5 Tipps, um den Schmerz in deiner Beziehung und deiner Sexualität hinter dir zu lassen
Tipp 1: Keine überstürzten Kurzschluss-Handlungen
Im ersten Moment, wenn einen seine Frustration so richtig flutet, möchte man vielleicht in der Sekunde alles hinschmeißen. Die innerliche Devise lautet: „Es reicht!“. Und ja, die ist auch gut. Gut dafür, diese Energie zu nehmen und sie in die Veränderung – innerhalb – der Partnerschaft zu investieren.
Der Schmerz in Beziehung und Sexualität liegt offen. Wut, auf sich selbst und das Gegenüber, sind normal. Frustration ebenso. Und eine – momentan geglaubte – Ausweglosigkeit auch. Ihr wisst ja noch nicht wie ihr das angehen sollt!? Woher sollte also die Klarheit kommen, wie man es jetzt schaffen kann?
Bevor ihr Kurzschluss-Handlungen setzt, lest diesen Artikel: Trennung, weil der Sex nicht passt und wie du sie vermeiden kannst und holt euch Mut zur Veränderung.
Tipp 2: Geh in dich und schau genau (jeder für sich)
Am Weg zur Veränderung kommt zu allererst die Innen-Schau. Alles, was uns an unserem Partner/unserer Partnerin stört, können wir als Spiegel betrachten. Halten wir die Zeit an, schauen in diesen Spiegel und beobachten wir, was uns an unserem Partner/unserer Partnerin so sehr stört, Und dann frage dich:
- Wo verhalte ich mich genauso?
- Ihm gegenüber, ihr gegenüber oder auch mir selbst gegenüber?
- Und: Was kann ich ändern, damit mein Gegenüber überhaupt die Möglichkeit hat, wieder anders auf mich zuzugehen?
Oder ist es „nur“ die weit verbreitete Lustlosigkeit, die euch frustriert? Wenn ihr wissen wollt, wieso uns genau „1 einziger Gedanke“ oft davon abhält, Lust auf Sex zu haben, dann lies hier hinein: Keine Lust auf Sex!
Tipp 3: Miteinander ins Gespräch kommen
Oh ja, das ist für viele Menschen eine der schwierigsten Herausforderungen. Denn viel zu oft haben wir im Laufe der Zeit Ablehnung erfahren. Sind zurückgewiesen worden. Haben einen immer wiederkehrendes „Nein“ einstecken müssen. Und natürlich lässt das unseren Mut und unsere Motivation sinken.
Umso mehr Erfolg verspricht es, wenn wir uns wirklich gut auf dieses Gespräch vorbereiten. Wenn wir mit abturnenden Anschuldigungen aufhören und stattdessen wissen, was wir wollen und auch – was wir zu geben bereit sind!
In diesem Artikel findest du einige Tipps, um „ein big picture“ zu zeichnen, dass dir den Weg zum Herzen deines Partner/deiner Partnerin ebnet: Der Sex ist schlecht! Wie sag ich dir das nun?
Tipp 4: Finde heraus, was dein Gegenüber bremst
Vor allem in unserer Sexualität sind wir überaus sensibel. Es ist ein so intimer Bereich, der uns im tiefsten, innersten trifft, wenn wir hier auf Kritik oder Ablehnung stoßen.
Und doch, ist es so, dass wir uns nur – miteinander – weiterentwickeln können, wenn wir offen miteinander sind. Dem Gegenüber zuhören, annehmen, verarbeiten und verändern. Und dann, ja dann, ist so viel mehr möglich!
Finde also heraus, ob bei deinem Partner/deiner Partnerin ein wesentlicher Grund dahintersteckt, warum sie/er sich emotional immer weiter zurückgezogen hat und keinen Sex mehr haben möchte.
Eine Anleitung dazu findest du hier: Ich kann heute keinen Sex haben! Oder willst du (so) gar nicht?
Tipp 5: Ein paar klitzekleine Anregungen – für erfüllende Sexualität
Es ist auch in langjährigen Beziehungen möglich: Bring die Qualität des Anfangs wieder hinein.
Frisch verliebte Pärchen tun es pausenlos und ohne Einladung: Sie schenken sich gegenseitig Aufmerksamkeit. Kleine Präsente. Bringen Ideen für unvergessliche Momente ein und haben den anderen rundum im Sinn. Und diese Faktoren können sich auch langjährige Pärchen wieder in Erinnerung rufen. Ein pochendes Herz, ein Strahlen im Gesicht oder leuchtende Augen. Genau damit nähren wir unsere emotionale und körperliche Verbundenheit und machen den Weg frei: Für erfüllende Sexualität.
Für noch mehr Details lege ich dir meinen Artikel: Mehr Lust auf Sex! Worauf du in deiner Partnerschaft achten kannst! wärmstens ans Herz.
Corona-Krise war gestern! Neue Beziehungsqualität ist heute!
Wenn der ganze Spuk vorbei ist, und mag er noch so lange dauern, hast du/habt ihr euer Geschenk schon erhalten! Denn wenn ihr das Endzeit-Szenario-Gefühl nehmt und mit diesem Rückenwind etwas unternehmt, dann geht ihr gestärkt aus dieser Zeit hervor!
Damit ihr im Leben, eurer Beziehung und eurer Sexualität das bekommt, was euch so richtig gut tut!
Dass soll euch mal wer nachmachen! 🙂
Viele beflügelte Grüße
Petra